Zum Internationalen LGBTQ+ Pride Day
Pride steht für Vielfalt, Sichtbarkeit und den ständigen Einsatz für Gleichberechtigung, besonders in Zeiten, in denen Selbstbestimmung und queere Rechte im Mittelpunkt gesellschaftlicher Debatten stehen. Rechte Gewalt gegen LGBTIQ+ nimmt zu, weshalb wir aktiv gegen Diskriminierung, Hetze und ausgrenzende Politik Haltung zeigen müssen. Politisch müssen diese Errungenschaften nun wieder verteidigt werden, in der politischen Debatte aber auch auf Versammlungen wie den CSD-Veranstaltungen.
Queerfeindliche Stimmung und rechte Gewalt
In Deutschland ist in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme queerfeindlicher Stimmung und rechter Gewalt zu beobachten. Besonders Trans- und Queerfeindlichkeit werden zunehmend von rechten, rechtsextremen und konservativen Gruppen instrumentalisiert, um gesellschaftliche Allianzen gegen queere Menschen zu schmieden.1 Diese Stimmung äußert sich nicht nur in politischen Debatten, sondern auch auf der Straße und im Alltag: CSDs und andere queere Veranstaltungen sind immer häufiger Ziel von rechten Gegenprotesten, Sachbeschädigungen und sogar gewalttätigen Übergriffen.
So mussten CSD-Veranstaltungen in Düsseldorf, Gelsenkirchen, Regensburg und Schönebeck auf Grund von unklarer Bedrohungslagen abgesagt werden oder wurden erheblich eingeschränkt.
Hasskriminalität gegen queere Menschen nimmt zu, das zeigen die neusten Zahlen des Bundeskriminalamts. Im Jahr 2023 hat das Bundeskriminalamt 1.785 Straftaten gegen LGBTIQ+ verzeichnet.2 Das sind jedoch nur die bekannten Fälle und wir müssen von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgehen. Aus Angst oder Misstrauen gegenüber den Behörden erstatten viele Betroffene keine Anzeige.
Die Zahl queerfeindlicher Straftaten steigt bundesweit, wobei die Dunkelziffer laut Expert*innen sehr hoch ist – viele Betroffene erstatten keine Anzeige aus Angst oder Misstrauen gegenüber den Behörden3. Öffentliche Räume, der Nahverkehr und digitale Plattformen sind besonders häufige Tatorte. Die Täter kommen aus verschiedenen Altersgruppen, auffällig ist jedoch der hohe Anteil männlicher Tatverdächtiger4. Die Angriffe richten sich meist gegen Zufallsopfer und zielen darauf ab, queere Menschen einzuschüchtern und gesellschaftlich auszugrenzen5
Queerfeindlichkeit in der Politik – Darum ist Pride gerade heute so politisch
In letzter Zeit hat die Debatte um die Rechte und Sichtbarkeit queerer Menschen wieder an Brisnaz gewonnen. Auch in der Bundestagssitzung am Donnerstag wurde über das Thema diskutiert, es ging um den Antrag der Grünen zur Bekämpfung von queerfeindlicher Hasskriminalität.6
Während progressive Kräfte für mehr Schutz und Gleichberechtigung eintreten, erleben wir zugleich, wie rechtskonservative Politiker.innen durch queerfeindliche Aussagen und symbolische Handlungen erste Fakten schaffen. Ein besonders deutliches Zeichen hierfür ist die Entscheidung, während des Berliner Christopher Street Days keine Pride-Flagge am Reichstag zu hissen und die queere Gruppe der Bundestagsverwaltung von der Teilnahme am CSD auszuschließen. Als Begründung wird die sogenannte Neutralitätspflicht angeführt.7 Doch Gleichberechtigung und der Einsatz gegen Diskriminierung sind im Grundgesetz fest verankert und sollten keine Frage politischer Neutralität sein.
Diese Entwicklungen machen deutlich: Pride ist und bleibt politisch. Freiheit und Gleichberechtigung sind keine Selbstverständlichkeiten, sondern müssen täglich neu verteidigt und erkämpft werden. Es braucht eine laute, sichtbare und solidarische Zivilgesellschaft, die sich konsequent gegen jede Form der Diskriminierung stellt und für eine offene, vielfältige und gerechte Gesellschaft eintritt.
Unsere Forderungen
Respekt, Gleichberechtigung und Diversität sind für uns die Voraussetzung für eine solidarische Gesellschaft. Für uns ist es nich hinnehmbar, dass Menschen dafür gehasst werden wer sie sind oder wen sie lieben. Wir fordern, dass der Staat die notwendigen Mittel und Unterstützung zur Verfügung stellt, damit CSD-Veranstaltungen nicht abgesagt werden müssen. Sicherheitsrisiken müssen frühzeitig abgeklärt, minimiert und wenn möglich ausgeschlossen werden. Dafür braucht es auch mehr Aufklärung und Sensibilisierung bei Polizeibehörden und Verwaltung. Außerdem fordern wir den Schutz vor Gewalt für alle Menschen und die Reformierung des Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) zu einem echten Antidiskriminierungsgesetz.8
Nur gemeinsam können wir Klimaschutz so gestalten, dass insbesondere marginalisierte Gruppen und zukünftige Generationen vor den Folgen der Klimakrise geschützt werden.
Lasst uns daher gerade jetzt laut, sichtbar und solidarisch bleiben und für Vielfalt, für Zusammenhalt und eine gerechte Zukunft einstehen.
- titel thesen temperamente, Gewalt gegen queere Menschen – Rechtsextreme Gefahr steigt, https://www.ardmediathek.de/video Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3R0dCAtIHRpdGVsIHRoZXNlbiB0ZW1wZXJhbWVudGUvNGE1ZmMyZDUtOGEzNy00MGViLWEyYzAtZDBjOGYyNmIzZWIx. ↩︎
- Statista. IDAHOBIT. Wie verbreitet ist queerfeindliche Kriminalität? https://de.statista.com/infografik/34471/anzahl-der-straftaten-gegen-lsbtiq-menschen-in-deutschland/.
↩︎ - Bundesministerium des Inneren. Sicherheit von LSBTIQ* Menschen in Deutschland: BMI und BKA veröffentlichen Lagebericht, https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2024/12/lagebildlgbtqiplus.html. ↩︎
- Krenn, Charly: Queere Anti-Gewalt-Arbeit in Deutschland: Aufdeckung und Aufarbeitung queerspezifischer Gewalterfahrungen, https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/102949/ssoar-2025-krenn-Queere_Anti-Gewalt-Arbeit_in_Deutschland_Aufdeckung.pdf?sequence=1&isAllowed=y&lnkname=ssoar-2025-krenn-Queere_Anti-Gewalt-Arbeit_in_Deutschland_Aufdeckung. ↩︎
- LSVD⁺ – Verband Queere Vielfalt e.V., Queerfeindliche Gewalt: Angriffe auf Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche sowie queere Menschen (LSBTIQ*)
https://www.lsvd.de/de/ct/2445-Queerfeindliche-Gewalt. ↩︎ - Deutscher Bundestag: Debatte über queerfeindliche Hasskriminalität, https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw26-de-lsbtiq-rechte-1084788. ↩︎
- ZDFheute: Teilnahme nicht erlaubt:CSD ohne Parlamentsverwaltung – scharfe Kritik, https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/csd-bundestag-regenbogennetzwerk-parlament-100.html. ↩︎
- Parteiprogramm: 6.2 Antidiskriminierung, Antirarrismus, Antifaschismus, https://klimaliste.org/programm/?/programm/sites gesellschaft.html#antidiskriminierung_antirassismus_antifaschismus. ↩︎