Die Pandemie scheint überstanden – nichts wünschen wir uns sehnlicher als die Rückkehr zur Normalität. Aber „Normalität“ im fossilen Kapitalismus bedeutet nichts anderes als Klimakrise, Krieg, Ausbeutung und Umweltzerstörung. Die multiplen Krisen scheinen unlösbar – der Einzelne von der modernen Welt, die sich immer weiter beschleunigt, zunehmend überfordert. Psychische Erkrankungen wie Burnout und Depressionen werden die nächsten sogenannten „Zivilisationskrankheiten“. Alle diese Krisen scheinen sich immer weiter zu verschärfen – wer sich mal ernsthaft mit der Klimakrise auseinandergesetzt hat, muss zu dem Schluss kommen, dass die menschliche Zivilisation, so wie wir sie kennen, dem Ende nah ist. Doch jedem Ende wohnt auch ein Anfang inne. Statt resigniert auf den Zusammenbruch zu warten, müssen wir die verbleibende Zeit nutzen, bevor sich die Klimakrise unkontrollierbar verschärft, um die zukünftige Gesellschaft aufzubauen. Die zukünftige Gesellschaft, die aufgebaut sein wird auf den Prinzipien der Permakultur. Die Permakultur, die nicht das „Ende der Geschichte“ sein wird, sondern der Anfang von Frieden, Harmonie und gutem Leben für alle.
Permakultur – dieses Wort bildet sich ursprünglich aus „permanent“ und „agriculture“, also „permanenter Agrikultur“.
Eine nachhaltige regenerative Landwirtschaft bietet einen Ausweg aus der Klimakrise, denn alleine der Bodenaufbau und der dadurch steigende Kohlenstoffgehalt in unseren Ackerflächen könnte einen großen Beitrag zur Eindämmung der Klimakrise leisten.[1] Damit könnte ein Sektor, der für große Mengen an Treibhausgasen verantwotlich ist, nicht nur auf Netto-Null Emissionen kommen, sondern sogar zur Lösung der Klimakrise beitragen. Ein höherer Kohlenstoffgehalt in unserer Böden würde zudem deren Wasserspeicherfähigkeit erhöhen und uns helfen die kommenden Dürren und Starkregenereignisse besser zu überstehen.
Permakultur lässt sich auch durch die drei Prinzipien „Earth Care, People Care, Fair Share“ gut fassen. Wir müssen also im Einklang mit der Erde leben (Earth Care), dabei allen Menschen ein gutes Leben ermöglichen (People Care) und unsere Ressourcen fair verteilen (Fair Share).
Die Permakultur ist mittlerweile aber viel mehr, als ein landwirtschaftliches Konzept. Denn genauso wie Permakultur Gärtner*innen ihren Garten beobachten, um das Zusammenwirken der einzelnen Elemente zu verstehen, müssen wir das menschliche Miteinander beobachten und für alle passend gestalten.
So sagt z.B. die Hamburger Permakultur-Designerin Eva Ebenhöh über die soziale Permakultur:
„Es geht also darum, das menschliche Miteinander und die Einbeziehung von Menschen in natürliche Systeme nicht zu vereinfacht, sondern komplex systemisch zu betrachten, zu verstehen und dann auch so zu gestalten, dass es zu einem gut funktionierenden Miteinander führt.“[2]
Für mich bedeutet Permakultur deshalb auch, dass es darum geht eine Gesellschaft zu schaffen, die über Generationen hinweg existieren kann. In der Menschen in Frieden und Gemeinschaft miteinander leben.
Eine Gesellschaft, in der wir unser Wissen dafür nutzen allen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen und dabei gleichzeitig im Einklang mit der Natur leben. Der Mensch hat innerhalb weniger Generationen die ganze Erde seinem Willem unterworfen und steht nun vor dem Abgrund seiner Gier und seiner Ignoranz. Es ist Zeit endlich auf unser Herz zu hören und wieder in Einklang mit Mutter Erde zu schlagen.
Ich bin der Meinung, dass viele psychische Probleme wie Burnout und Depressionen, auch auf einen Mangel an Gemeinschaft in unserer Gesellschaft, sowie auf einen Mangel an Sinn z.B. bei der Arbeit (Stichwort „Bullshit Jobs“) zurückzuführen sind.
Mehr Gemeinschaft, z.B. durch gemeinsames Gärtnern, öffentliche Werkstätten zur gemeinsamen Reparatur von Fahrrädern oder elektrischen Geräten, könnte hier Abhilfe schaffen. Intergenerationelle Wohnprojekte könnten Wohnungsnot und einem immer stärker werdenden Mangel an Pflegepersonal entgegenwirken – Regionale Versorgungsnetzwerke unsere Resilienz gegenüber den Herausforderungen der Klimakrise stärken.
Noch haben wir genug Zeit rational zu handeln und radikal umzudenken, bevor sich die Klimakrise weiter verschärft und damit auch die Stabilität unserer Gesellschaften ins Wanken bringen wird. Wenn die Permakultur aber ein solch großes Potential bietet, warum ist sie dann immer noch ein Nischenthema?
Ich bin mir sicher, dass der Wandel von unten kommen muss. Daher ist es an jedem von uns die Ideen der Permakultur in die Welt zu tragen. Ohne Unterstützung durch die Politik wird es aber keinen umfassenden Wandel geben, denn sie bestimmt, wie z.B. die Milliarden an Subventionen für die Landwirtschaft verteilt werden oder könnte Fördermittel für die oben beschriebenen Ideen bereitstellen.
Daher braucht es dringend eine Partei, die sich dafür in der Verantwortung sieht die Ideen der Permakultur in die Politik zu bringen. Ich persönlich denke, dass ich sie in der Klimaliste gefunden habe.
Literatur:
[1] Scheub Ute; Schwarzer Stefan: Die Humusrevolution 2017 (Thema Bodenaufbau)
[2] https://enfants-terribles.org/magazin/soziale-permakultur/ 04.06.2023
[Q] Drage Sigrid; Permakultur – Dein Garten. Deine Revolution. 2019 (Thema Permakultur im Garten)