Alle sprechen über den Klimawandel, doch wie sehr sich unser Planet bereits durch die menschengemachte Erderhitzung verändert, wird von der Gesellschaft nur in Ausnahmefällen wie der Flutkatastrophe vom vergangenen Jahr diskutiert. Dabei sind die unbemerkten Gefahren mindestens ebenso bedrohlich. Das zeigt eine neue Studie zur globalen Ozeanfläche.
Dauerhafte Hitze
Quelle: Ozeane: Hitzewellen sind das neue „Normal“. scinexx.de. 02.02.2022.
Temperaturen, die vor 100 Jahren als extrem und äußerst selten registriert wurden, herrschen heute fast dauerhaft bei über 50 Prozent der weltweiten Meeresfläche. Die Grafik der Forscher Kisei Tanaka vom Monterey Bay Aquarium in Kalifornien und Kyle Van Houtan von der Duke University zeigt die Häufigkeit der Überschreitungen. Die extremsten Gebiete sind grün markiert.
(Grafik: © Tanaka und Van Houtan, PLOS Climate, CC-by-sa 4.0)
Historische Messdaten
Das Forscherduo nutzte historische Messdaten, ermittelt wurden die höchsten Temperaturwerte für globale Meeresgebiete zwischen 1870 und 1919. Als Extremwerte galten immer die oberen zwei Prozent der Messwerte. Zum Vergleich wurden die detaillierten Messdaten von 1920 bis 2019 herangezogen. So konnte ein langfristiger Trend betrachtet werden.
Das Ergebnis zeigt, dass extreme marine Hitze bei über der Hälfte der Meeresflächen der Normalfall ist. „57 Prozent der globalen Meeresoberfläche haben heute dauerhaft Temperaturen, die vor mehr als hundert Jahren noch als seltene, nur alle 50 Jahre einmal vorkommende Hitze-Ereignisse galten“, berichtet Van Houtan (Quelle siehe Link oben). In vielen wirtschaftlich und ökologisch wichtigen Meeresgebieten hätten die Temperaturen ihre historischen Grenzen verlassen.
Ökosysteme in akuter Gefahr
Es konnten auch die Brennpunkte ausgemacht werden, sie liegen im Indischen Ozean, im Südatlantik und im Nordpolarmeer. Die Hitzewellen verursachen Korallensterben und bedrohen andere Spezies, dadurch sind viele Ökosysteme in akuter Gefahr. Eine Studie von 2021 hatte bereits nachgewiesen, dass bis zum Jahr 2100 bis zu 95 Prozent der aktuell herrschenden Meeresbedingungen dramatischen Veränderungen unterliegen könnten. Die Organismen müssen sich dann anpassen oder sie sterben aus.
Auch die Menschen sind gleich mehrfach bedroht: der Schutz der Küstengebiete ist in Gefahr, ebenso die Versorgung mit Fischen und Meeresfrüchten sowie der positive Effekt, den Ozeane als Kohlenstoffsenke und Klimapuffer bewirken.
Es geht um unsere Lebensgrundlagen
Die Erhitzung der Ozeane und ihre dramatischen Folgen liefern nur ein Beispiel dafür, dass wir uns mitten in der größten Krise der Menschheit befinden. Die Politik muss der Klimakrise daher oberste Priorität einräumen und den Katastrophenfall ausrufen. Wir können nicht warten, bis sich das Weltklima so dramatisch verändert hat, dass unsere Existenzgrundlagen zerstört sind. Genauer gesagt, wir können überhaupt nicht mehr warten.