Im Wochenrückblick geht es um einen traurigen Emissions-Rekord sowie um Putin, das Gas und die Folgen. Außerdem News aus der Antarktis, aus Kenia, aus Neckarwestheim und aus dem Regenwald. Schönes Wochenende!
Themenfelder der Woche: Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, Geld und Gerechtigkeit, Aktionen, Energie, Umwelt und Ernährung.
Wissenschaft
36,3 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente wurden 2021 durch Energieverbrennung und Industrie weltweit ausgestoßen – ein trauriger Rekord. Wie die Internationale Energieagentur (IEA) mitteilte, war der Ausstoß damit so hoch wie nie zuvor. China allein verantwortet ein Drittel der Emissionen. Der dämpfende Corona-Effekt aus den Vorjahren ist verpufft, wir steuern wieder mit Höchstgeschwindigkeit auf die Klimakatastrophe zu.
tagesschau.de: CO2-Ausstoß so hoch wie nie
1991 bis 2020 dehnte sich das Meereis in der Antarktis durchschnittlich um 27 Prozent mehr aus als im Februar 2022. Die Ausdehnung hat damit den niedrigsten Punkt erreicht, seit die Messungen begonnen haben – das war 1979. Die Informationen stammen vom Klimawandeldienst des EU-Programms Copernicus. Der Dienst misst Lufttemperatur, das Meereis und den Wasserkreislauf, er führt den Rückgang der Ausdehnung auf die Erderhitzung zurück.
www.stuttgarter-nachrichten.de: Antarktisches Meereis dehnt sich immer weniger aus
Politik und Gesellschaft
Bundesfinanzminister Christian Lindner hat alle geplanten Maßnahmen für den Klimaschutz zusammengezählt und kommt auf eine Summe von 200 Milliarden Euro bis 2026. Das klingt einerseits viel, andererseits lässt sich eine Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft damit wohl kaum erreichen.
stuttgarter-nachrichten.de: Bis 2026: 200 Milliarden Euro für Klimaschutz
Licht und Schatten: Die europäische Wirtschaft reduziert ihre Emissionen nicht so schnell, dass die Pariser Klimaziele eingehalten werden können. Nur 16 Prozent der Unternehmen bekennen sich aktuell zum 1,5-Grad-Ziel. Fortschritte gibt es immerhin bei der Transparenz, auch was die Investitionen in klimaschädliche Technologien angeht.
taz.de: Noch nicht alle auf Kurs
Geld und Gerechtigkeit
Ganze Kulturen gehen durch die Klimakrise unter. Die Ethnie der El Molo lebt am kenianischen Turkana-See. Vor zwei Jahren stieg das Wasser so stark, dass der Ortskern des Dorfes plötzlich auf einer Insel lag. „Unsere Sprache ist tot, unsere Kultur am Verschwinden und unsere Häuser werden verschluckt“, klagt ein Dorfbewohner.
freitag.de: Wie der Klimawandel den Untergang einer Kultur beschleunigt
Aktionen
Am 11. März 2011 kam es in den Reaktorblöcken des Kernkraftwerks Fukushima zur Kernschmelze. Aus diesem Anlass wurde bereits am vergangenen Sonntag in Neckarwestheim demonstriert – auch gegen die aktuell diskutierte Laufzeitverlängerung für deutsche Atommeiler.
swr.de: Neckarwestheim: Lautstarke Demo gegen Atomkraft
Energie
Es ist bitter, aber erst jetzt, wo die Ukraine in Schutt und Asche versinkt, wird in Deutschland ernsthaft über ein schnelles Umstellen auf erneuerbare Energien diskutiert.
Wirtschaftsminister Robert Habeck warnt vor einem Gas-Embargo gegen Russland. Dies hätte schwerste wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen.
Parteifreundin Annelena Baerbock schließt sich an: „Das ist genau die Destabilisierung, die sich der russische Präsident nur wünschen würde.“
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/baerbock-importstopp-gas-oel-101.html
Wenn Deutschland kein Gas mehr aus Russland bezieht, wäre das für Putin allerdings wesentlich fataler als für uns. Im Verzicht, so die taz, liegen sogar Chancen für die deutsche Industrie.
Die EU will die Einfuhr von russischem Gas bis zum Ende des Jahres um zwei Drittel reduzieren.
Doch kann die EU mit Flüssiggas und erneuerbaren Energien wirklich ihre Energieversorgung schnell auf eigene Füße stellen? Expert:innen bezweifeln das.
Die Forscher der Leopoldina halten einen Importstopp für russisches Erdgas für „handhabbar“
Und damit sind sie nicht allein!
Längere Laufzeiten von Atomkraftwerken lehnen Wirtschafts- und Umweltministerium allerdings ab.
Die EU-Kommissionspräsidentin setzt auch auf Eigenverantwortung: Lasst uns Energie sparen!
Umwelt und Ernährung
Stirbt die grüne Lunge? Forscher:innen schlagen Alarm, weil sich der Amazonas-Regenwald immer weniger resilient zeigt. Das Risiko des Absterbens nehme zu, sagt Niklas Boers vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
taz.de: Warnsignal für Amazonas-Regenwald
Emissionshandel für Treibhausgase in der Landwirtschaft? Was die EU-Kommission vorschlägt, stößt bei der Bundesregierung auf Ablehnung. „Wir wollen auf keinen Fall, dass die Industrie ihre eigenen Klimaanstrengungen hintanstellt, weil sie billige Bodenzertifikate kaufen kann“, sagte Silvia Bender (Grüne), Staatssekretärin im Agrarsystem, der taz.
taz.de: „Nullsummenspiel fürs Klima“
„Feeling the Heat“ heißt der Bericht der Umweltstiftung World Wildlife Fund (WWF) zur Situation der Pflanzen- und Tierwelt in der Klimakrise. Das Fazit: Bereits jetzt haben Pflanzen und Tiere große Schwierigkeiten, sich an Extremwetterereignisse und steigende Temperaturen anzupassen.
stuttgarter-nachrichten.de: WWF-Bericht: Folgen der Klimakrise auf Pflanzen und Tiere
A bis Z der Umweltirrtümer: Der Freitag hat Vorurteile, Falschmeinungen und missverstandene Studien zu Umwelt und Klima gesammelt und korrigiert. Beispiel Rotmilan: Es sind keineswegs Windräder, die ihn in erster Linie bedrohen.
freitag.de: Umweltirrtümer