Klimaliste

Deutschland

Redaktioneller Hinweis: Unsere Blogbeiträge sind Meinungen und Anregungen einzelner Mitglieder und nicht die abgestimmte Haltung der Partei Klimaliste.

CDU versetzt der deutschen Autoindustrie den Todesstoß

Als Klimaliste sind wir bekanntlich nicht besonders aufgeschlossen gegenüber der Autoindustrie oder dem motorisierten Individualverkehr. Wie konsequent jedoch ausgerechnet die CDU daran arbeitet, die deutsche Autoindustrie zu zerstören, überrascht dann aber selbst uns.

Auf dem Land wird das Auto auch in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Mobilität spielen. Unterhalb einer gewissen Einwohnerdichte wird das Auto auch irgendwann effizienter, als große Busse durch winzige Orte fahren zu lassen, wo kaum jemand aussteigt. Klar ist außerdem: Autos, die in Zukunft gebaut werden, werden batterieelektrisch angetrieben werden. Und wenn wir in Deutschland keine E-Autos bauen, dann bauen wir in Deutschland eben einfach keine Autos mehr. Das ist eine Gewissheit, Unsicherheit besteht bei der Frage, wann genau die letzte serienmäßige Produktion von Verbrennungsmotoren eingestellt sein wird und wie es dazu kommt.

Wer sich mit Antriebstechnik auskennt, dürfte die folgende Zusammenstellung der einschlägigen Fakten bereits kennen und kann gleich bei der vorletzten Überschrift weiterlesen. Es konkurieren 3 wesentliche Energieträger beim Individualverkehr:

Flüssige Kraftstoffe

Energiebedarf Elektro vs. E-Fuels im Vergleich

Auch wenn einem Klima, zukünftige Generationen und die Abhängigkeit von Autokratien einmal egal sind, so wissen dennoch alle, dass Öl immer schwerer zu fördern ist und immer teurer wird. Verbrennungsmotoren könnten dann mit sogenannten E-Fuels nachhaltig betrieben werden. Naja – es gibt da nur ein Problem: Es funktioniert einfach nicht. Wer bereit ist, die gegenüber E-Autos 83 mal größere Gefahr1, bei einem Unfall im eigenen Fahrzeug mit leicht entzündlichem Motoröl an Board zu verbrennen, und die Tatsache, mit Abgasen die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen zu schädigen, auch in Zukunft in Kauf zu nehmen, wird alsbald merken, dass E-Fuels eine teure Spielerei für Oldtimerfans mit viel Geld sind.

Wir vertanken aktuell etwas mehr Energie in Form von Benzin in Autos, als das Stromnetz in einem gleichen Zeitraum liefert. E-Autos können diese Energiemenge auf unter 1/3 reduzieren, unsere heutigen Autos durch E-Autos zu ersetzen wäre mit einem Ausbau des Stromnetzes um 30% also denkbar. E-Fuels hingegen verbrauchen in ihrer Herstellung nochmals doppelt so viel elektrische Energie, wie später im Kraftstoff enthalten ist. Elektrolyse und Fischer-Tropsch-Synthese als wesentliche Technologien zur Gewinnung von E-Fuels werden beide seit vielen Jahrzehnten entwickelt, große Sprünge in Sachen Wirkungsgrad sind nicht mehr erwartbar. Zwar kann man die Produktion in Wüstenregionen verlagern, wo PV-Energie günstig erzeugt werden kann und dann nicht transportiert werden muss, aber dorthin die anderen benötigten Rohstoffe (Vor allem Wasser und CO2) zu schaffen, ist ebenfalls teuer. Direct-Air-Capture-Verfahren zur Kohlenstoffgewinnung drücken den Wirkungsgrad weiter. Das Stromnetz müsste also nicht um 30% sondern um mindestens 200% wachsen und weil wir in Deutschland fast keine PV-Module mehr produzieren flösse das Geld auch für diesen Ausbau nach China. Wir hinken schon mit der Umstellung des bestehenden Stromnetzes auf erneuerbare Energien hinterher und auch PV- oder Windenergie sind ja nicht gut für die Umwelt sondern nur weniger schädlich, als fossile Energie. Wenn wir mit weniger Energie auskommen, ist das auch in einer regenerativen Stromversorgung immer etwas gutes.

Wasserstoff

Wasserstoff ist zwar effizienter, als E-Fuels, aber der Gesamtwirkungsgrad lässt dennoch sehr zu wünschen übrig. Hauptproblem ist aber der Transport von Wasserstoff. Umfüllen von Tanks unter hohem Druck erfordert komplexe Verbindungstechnik, die regelmäßig auf Materialermüdung hin geprüft werden muss. Das Gewicht der Tanks dominiert das des Kraftstoffs. Eine Autobahntankstelle, wo Täglich hunterte LKW volltanken müssen, ohne extra Pipeline mit ausreichend Wasserstoff zu versorgen, ist betriebswirtschaftlich ein Albtraum.

Trotzdem gibt es seit Jahren nun Wasserstoffautos zu kaufen. Der Preis ist und bleibt absurd hoch.2

Immer und immer wieder wurden in Deutschland Forschungsprojekte zu Wasserstoffautos vergeben. Dennoch bleibt Wasserstoff ein Exot für ausgewählte Spezialanwendungen.

In der gleichen Zeit hat die Batterietechnik ganz erhebliche Sprünge gemacht. Nur eben nicht in Deutschland, sondern in China.

Batterien

Wer sich mit Antriebstechnik beschäftigt weiß, dass es die Batterien sind, die den Massenmarkt der zukünftigen Mobilität dominieren werden. Seltene und giftige Materialien wie Kobald verschwinden zunehend aus den Batterien. Mit etwas geringerer Energiedichte sind inzwischen auch Natriumionenakkus am Start, die eine sehr gute Umweltbilanz aufweisen3.

Spät schließlich hat das auch die Bundesregierung akzeptiert. Immerhin noch unter Merkels Regierung wurden zwei Auflagen eines „Masterplan Ladeinfrastruktur“4 beschlossen. Das war eine wichtige Richtungsentscheidung für die deutsche Autoindustrie hin zur batterieelektrischen Variante.

Doch bis heute hinken wir hinterher. Genau wie bei PV-Modulen führt bei Batteriezellen eine Großproduktion dazu, dass die Zellen nicht nur billiger werden, sondern auch besser. China hat die Zeichen der Zeit früher erkannt, als Deutschland und früher die Batterieentwicklung hoch skaliert. Die hoch optimierte Produktion ermöglicht es nun, größere Zellen herzustellen. Eine Autobatterie besteht aus vielen Einzelzellen. Wenn diese größer sind, braucht man weniger Gehäusematerial, um alles zusammenzuhalten. Damit haben chinesische E-Autos direkt einen Vorteil bei der Energiedichte des Akkus.

1000 Kilometer Reichweite sind dort inzwischen möglich5 – wenn auch in 99% der Fälle völlig unnötig, da der Weg bis zur nächsten Ladesäule kürzer ist, als bis zur nächsten Tankstelle und am Speedcharger neue E-Autos in unter 30 Minuten volladen.6 Der Fortschritt bei Akus kommt also nicht primär aus dem Labor, sondern durch die Fertigung der Zellen in großem Umfang.

CDU zerstört die Autoindustrie

Weil wir in Deutschland viel zu lange gezögert haben, viel zu lange auf Fortschritte beim Wasserstoff gewartet und viel zu lange halbherzig auf Hybridautos gesetz haben, hinken wir bei Batterien nun um Jahre hinterher. Deutsche Verbrenner verkaufen sich auf dem Weltmarkt immer schlechter und unsere E-Autos sind zu teuer und im Punkt Akkutechnik überholt. Das ist für deutsche Autobauer ein Dielemma: Ein einzelner Autobauer, der bei Elektro voran gehen möchte, kann alleine nicht auf Anhieb so viel Nachfrage generieren, dass die deutsche Batterieproduktion schnell wachsen würde. Er müsste über Jahre also E-Autos verkaufen, die nur mit viel Förderung konkurrenzfähig sind. Die Förderung streichte die Regierug aber jüngst zusammen7. Deswegen planen die Autobauer also alle weiterhin auch neue Verbrenner. Und deswegen bleibt die Nachfrage nach Batterien in Deutschland weiterhin zu niedrig, um den technologischen Rückstand aufzuholen.

Wenn das Geld für umfangreiche Förderprogramme fehlt, dann bleibt nur, umgekehrt auf ein Verbot des alten Verbrennungsmotors zu setzen, der die technologische Entwicklung in der Autoindustrie ausbremst. Immerhin: Das hat die EU auch vor. Ab 2035 sollen keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr neu zugelassen werden. Das ist zwar spät, aber doch ein Anreiz für die Autoindustrie, jetzt konsequent und kollektiv umzuplanen.

Dieser unbedingt notwendigen Reform will die CDU nun Steine in den Weg legen und das Verbrenner-Aus für 2035 wieder kippen.8 Wenn diese Anti-Reform Erfolg hat, dann wird die deutsche Entwicklung an E-Autos weiter abgehängt werden. Abgesehen von einem riesigen Schaden für das Klima wird die Autoindustrie dann nochmal sehr viel mehr Arbeitsplätze abbauen müssen, als ohnehin schon, weil wir auf dem Weltmarkt keine Chance mehr haben werden und nurnoch in Deutschland, vielleicht Europa verkaufen können, zum eigenen Standortnachteil, weil wir dadurch Mobilität teuer machen ohne wenigstens das Klima dadurch zu schützen.

Das ist nicht die einzige Pleite der CDU. Auch in die Atomenergie will man gegen die früheren Entscheidungen der eigenen Partei und entgegen des globalen Trends wieder einsteigen. Wir, also unsere Mitglieder aus der Klimabewegung, waren natürlich nie besonders begeistert von Merkels konservativer Politik, aber was nun von Friedrich Merz‘ geführter CDU kommt, ist nurnoch rückschrittlicher Populismus, inspiriert von der AfD.

An dieser Stelle möchten wir allen konservativen Wählerinnen und Wählern in diesem Land unser aufrichtiges Beileid aussprechen. Es muss sehr frustrieren, nurnoch Mist von den einschlägigen Parteien vorgesetzt zu bekommen. Jetzt wäre vielleicht ein guter Zeitpunkt, ins progressive Lager zu wechseln. Bei uns findet ihr eine üppige Vielfalt an Parteien, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Wir wissen, dass wir als Klimaliste nicht auf Stimmen von CDU-Wähler*innen (← dieser Genderstern ist für euch ) hoffen brauchen. Vielleicht bekommen die Grünen welche. Aber schaut euch doch mal etwas um, vielleicht findet ihr ja eine neue Partei, die euch gefällt: https://demokratische-vielfalt.de/

Politik ist mehr, als nur das Ausüben von Macht. Parteien sollen auch an der politischen Willensbildung mitwirken. Statt aber ihren eigenen Wählern zu erklären, warum Merkels Entscheidung für batterieelektrische Antriebe oder auch der Atomausstieg genau richtig waren, wollte die CDU ihre populistischen Vorurteile mit einer offenen Abstimmung von der Bevölkerung bestätigt wissen.

Das hat nicht geklappt. Es gab ein klares Nein zum Vorschlag, das Verbrenner-Aus in Europa zu streichen. Daraus windet sich die Partei heraus, erklärt die Umfrage für manipuliert. Aber ob manipuliert oder echt: Das Ergebnis ist vernünftig.

Ich jedenfalls bin kein Bot und habe für nein gestimmt.

Mitja Stachowiak, EU-Kandidat der Klimaliste

Sonst sind es immer die Konservativen, die mit gekauften Trollen oder KI-gesteuerten Fake-Accounts in sozialen Netzwerken Meinungen zu manipulieren versuchen. Auf jede Werbeanzeige der Klimaliste auf Facebook folgt ein risen Shitstorm von Troll-Kommentaren, die immer wieder die längst widerlegten Falschbehauptungen der Klimawandelleugner wiederkäuen. Und Null Unterstützung oder wenigstens mal ein ablehnendes Kommentar gegenüber diesen Trollen kommt von der CDU. Nein, ihr steht eben nicht für fairen Wahlkampf sondern lasst kommentarlos zu, dass AfD-Trolle in sozialen Netzwerken ihre Fakenews posten und übernehmt stattdessen jetzt auch noch deren Forderungen!

So kann die deutsche Autoindustrie überleben

Liebe Mitarbeiter von Volkswagen, BMW, Daimer-Benz oder Opel: Es ist nicht das Ziel von Klimaliste, Grünen oder anderen Öko-Aktivisti, dass ihr arbeitslos werdet. Leider haben eure Konzernleitungen zu lange auf veralterte Technologie gesetzt und Parteien gesponsort, die den Fortschritt in der Elektromobilität ausgebremst haben. Das ist der Grund, warum gerade so viele Mitarbeiter in der Autoindustrie entlassen werden.

Wir stehen für eine Mobilitätswende mit mehr Radverkehr und ÖPNV. Wenn ihr diejenigen sein wollt, die die verbleibenden E-Autos für den Individualverkehr bauen, hier ein paar Tipps:

  • Schmeißt Kobalt aus euren Batterien raus und baut LiFe oder Natriumionenakkus ein.
  • Legt eure E-Motoren gleich auf ein sinnvolles Tempolimit von 130km/h aus, das spart Kupfer.
  • Wenn eure Autos nur 200 oder 300 Kilometer weit fahren, ist das OK. Nutzt euren Werbeetat um euren Käufern zu vermitteln, dass es hipp ist, bei längeren Touren mal ’ne Pause zu machen.
  • Baut eure Speed-Charger an sehenswerten Orten, wo man in der Nähe mal ein Kaffee trinken kann.
  • Baut alle Autos mit bidirektionaler Ladeeinrichtung und integrierter Schuko-Steckdose. Vermittelt euren Kunden, dass sowas sehr nützlich ist, wenn mal der Strom ausfällt.
  • Legt eure Autos so aus, dass sie für Carsharing leicht nutzbar sind. In den Städten haben wir nämlich kein Platz für einen Parkplatz für jeden Anwohner.
  • Und lehnt euch gegen eure Konzernleitungen auf, strukturiert ganze Standorte für E-Autos um, sonst baut Elon Musk ganz viele Fabriken in die grüne Wiese.

Wenn ihr konsequent den nachhaltigen Weg geht, dann sind wir auch bereit, im Parlament für einen Staatskredit zu stimmen, wenn ihr mal ein paar Jahre überbrücken müsst.

  1. https://efahrer.chip.de/news/forscher-finden-neue-beweise-diese-autos-brennen-wirklich-am-haeufigsten_1016397 ↩︎
  2. https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/autokatalog/marken-modelle/toyota/toyota-mirai/ ↩︎
  3. https://www.ikts.fraunhofer.de/de/blog/wann-kommt-der-natrium-akku-in-deutschland.html ↩︎
  4. https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/ausbau-ladeinfrastruktur-2165204 ↩︎
  5. https://insideevs.de/news/503993/zhiji-lz-elektrolimousine-1000km-reichweite/ ↩︎
  6. https://www.carwow.de/ratgeber/elektroauto/wie-lange-laedt-ein-elektroauto-ladezeiten-aller-aktuellen-modelle ↩︎
  7. https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/elektroauto/foerderung-elektroautos/ ↩︎
  8. https://aktion.cdu.de/ja-zum-auto ↩︎