Der Weltklimarat IPCC hat am Montag den zweiten Teil seines sechsten Sachstandsberichts vorgestellt. Es geht um unsere globale Zukunft und unser Überleben. Darum schauen wir uns die Ergebnisse im Detail an – auch wenn uns das Leid der Menschen in der Ukraine aktuell stärker bewegt.
Wichtige Links
Hier findet Ihr den Bericht: Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability
Eine detaillierte und mit Grafiken angereicherte Übersicht.
Ergebnisse im Überblick
Über 270 Leitautor:innen fassen in dem aktuellen Bericht Studienergebnisse zusammen, die zeigen, wie und wie sehr die bereits eingetretene Erderhitzung unsere Lebensgrundlagen beeinträchtigt. Gleichzeitig haben die Autoren auch ermittelt, wie sich 127 Schlüsselrisiken künftig entwickeln werden. Ergebnisse:
- Verdrängen ist sinnlos, die negativen Auswirkungen der Erderhitzung sind weltweit spürbar. Manche Veränderungen sind bereits unumkehrbar.
- Eine Welt, eine Krise: Alle Regionen sind betroffen, besonders stark leiden Menschen in West-, Ost- und Zentralafrika, in Mittel- und Südamerika und in Südasien. Kleine Inseln drohen überspült zu werden, in der Arktis schmilzt die Eisdecke in rasantem Tempo.
- Das Wasser wird knapp: Bereits jetzt haben 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen regelmäßig zu wenig Trinkwasser zur Verfügung. Dafür sind diverse Faktoren verantwortlich – auch die Klimakrise.
- Die Hitze bringt uns um, denn vielerorts folgt ihr die Dürre. Milliarden Menschen müssen fürchten, sich künftig nicht mehr in ihrer Heimat ernähren zu können. Krankheiten nehmen bereits jetzt zu, es wird außerdem häufiger zu Hungersnöten wie in Madagaskar kommen.
- Die Klimakrise trifft insbesondere die Armen, Marginalisierten, die Indigenen, Alte, Frauen und Kinder. Überall, besonders im Globalen Süden.
- Städte sind besonders bedroht. Zwar gibt es Fortschritte, was Maßnahmen zur Anpassung angeht, doch diese reichen längst noch nicht aus.
- Hitzewellen, Waldbrände, Überflutungen: Die Gefahr, dass es zu Extremwetter kommt, hat sich deutlich erhöht, seit der 5. IPCC-Bericht vor sieben Jahren erschienen ist.
Die Welt befindet sich im entscheidenden Jahrzehnt, …
… um das Ruder noch herumzureißen und die schlimmsten Folgen abzuwenden, sagt der Meeresbiologe Hans-Otto Pörtner, Co-Vorsitzender der für den aktuellen Bericht zuständigen Arbeitsgruppe. Das IPCC hat Lösungsvorschläge eingearbeitet. Um der Erderhitzung zu trotzen, braucht es danach Geld, historische Gerechtigkeit und internationale Kooperation. Eine gute Entwicklung muss zudem auf der Sicherung der Artenvielfalt basieren. Laut dem Bericht müssen dafür 30 bis 50 Prozent aller Ökosysteme zu Wasser und auf dem Land geschützt werden.
Fazit: Anpassen oder untergehen
Das Gesamtfazit fällt also einerseits düster aus: „Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns.“ Auf der anderen Seite gibt es Anlass zur Hoffnung: „Die Klimakrise ist kein Schicksal“
Fest steht: Nur die schnelle Anpassung an die Klimakrise kann uns vor Schlimmerem bewahren. Neben drastischen Einschnitten bei den Emissionen müssen wir Städte begrünen, Wälder und Moore schützen, die Landwirtschaft transformieren, Wasser und Energie sparen, Mensch und Natur vor Ausbeutung schützen, Pflanzen statt Fleisch essen.
100 Milliarden – aber fürs Klima, bitte!
Wer sich jetzt an unser Programm erinnert fühlt, hat Recht. Wir alle wissen, wie wir die Krise eindämmen können. Gezögert und gezaudert wird nur bei der Umsetzung. Wir fordern daher von der Politik, die Krise als existenziell anzuerkennen und in sämtliche Planungen mit einzubeziehen. Ein Beispiel: Bundeskanzler Olaf Scholz hat angekündigt, die Verteidigungsausgaben auf 100 Milliarden Euro zu schrauben. Er will zudem das Zwei-Prozent-Ziel der NATO übererfüllen und „mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in unsere Verteidigung investieren“.
Der Ukraine hilft das nicht, dem Klima auch nicht – das ist auch vielen in der Ampelkoalition klar. Gerne verweisen wir daher abschließend auf die taz, die diese Woche mit Blick auf den Ausbau der erneuerbaren Energien kommentierte: „Auch Windräder sind Waffen.“