Ökologie und Umweltpolitik
Biodiversität und Ökosystemleistungen
Laut IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) verzeichnen wir weltweit substantielle Verschlechterungen der Biodiversität und Ökosystemleistungen.IPBES https://ipbes.net/sites/default/files/2020-02/ipbes_global_assessment_report_summary_for_policymakers_en.pdf Der Verlust an Biodiversität schreitet so schnell voran wie noch nie während der
Menschheitsgeschichte. Für die menschliche Existenz ist eine intakte Natur jedoch Voraussetzung. Dasgupta, P (2021) The Economics of Biodiversity https://www.gov.uk/government/publications/final-report-the-economics-of-biodiversity-the-dasgupta-review Zurzeit betreiben wir durch unseren
Lebensstil Raubbau an unseren eigenen Lebensgrundlagen. Mittlerweile sind 75 % der Landfläche auf der Erde vom Menschen signifikant verändert, 66 % der Meere sind gestört und 85 % der Feuchtgebiete sind zerstört worden. Wir befinden uns mitten im sechsten Massenartensterben. Die Geschwindigkeit der Austerberate ist so hoch wie sie seit 10 Mio. Jahren nicht mehr war. Ein Viertel der Tier- und Pflanzenarten auf der Welt
sind mittlerweile bedroht, somit stehen 1 Mio. Arten kurz vor dem Aussterben. Dabei gehen sowohl die Anzahl der Arten als auch die Anzahl der Individuen stark zurück.Kunin, W. E. (2019). Robust evidence of declines in insect abundance and biodiversity. Nature, Vol. 574, pp. 641-642Hallmann, C. A. et al. (2017). More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas. PLoSONE 12(10) Die größten Treiber der Veränderungen sind dabei: Landnutzungsänderungen,
direkte Ausbeutung von Organismen, Klimawandel, Verschmutzung und Einwanderung fremder Arten.
Biodiversität und Ökosystemleistungen bilden die Grundlage für unser aller Wohlergehen und sind in vielen Bereichen lebensnotwendig. Sie liefern beispielsweise die Grundlage für Nahrungsmittel, für die Herstellung von Produkten, für die
Energieversorgung und für Erholung. Biodiversität und Ökosystemleistungen besitzen somit einen erheblichen ökonomische Wert. Lebensräume und Artengemeinschaften bilden die direkte oder indirekte Voraussetzung einzelner Ökosystemleistungen.
Durch intensive Flächennutzung geraten diese Voraussetzungen jedoch zunehmend in Gefahr.Naturkapital Deutschland – TEEB DE (2012): Der Wert der Natur für Wirtschaft und Gesellschaft – Eine Einführung. München, ifuplan; Leipzig, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ; Bonn, Bundesamt für Naturschutz
Biodiversität und Ökosystemleistungen müssen in Gesellschaft und Wirtschaft einen höheren Stellenwert einnehmen und ihren wahren Wert beigemessen bekommen . Nur so können wir einen weiteren Verfall
stoppen und umkehren und Biodiversität und Ökosystemleistungen regenerieren. Der Erhalt von Biodiversität und Ökosystemleistungen wird bedeutend weniger kosten, als sie nach einer nachhaltigen Schädigung wiederherzustellen. Damit ist es auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll, in Biodiversitätsschutz zu investieren.
Ziele und Maßnahmen
Ökozid als Straftatbestand
Großflächige Abholzung, Ölkatastrophen, industrieller Fischfang und weltweite Plastikverschmutzung sollten als Verbrechen geahndet werden. Das werden sie aber nicht. Regierungen und Unternehmen müssen mit keinen rechtlichen Konsequenzen
rechnen, wenn sie die Natur zerstören. Der Ökozid, d.h. die großflächige Zerstörung von Ökosystemen, muss im Strafrecht als Verbrechen eingestuft werden. Dies muss in Deutschland, in der EU und im internationalen Völkerrecht geschehen. Bei
der Bewirtschaftung von natürlichen Ressourcen ist die Einhaltung der natürlichen Regenerationsfähigkeit von Ökosystemen zu beachten und zu wahren. Eine Übernutzung wird strafrechtlich verfolgt. So bekommen Ökosysteme einen höheren
Stellenwert und Biodiversität und Ökosystemleistungen können effektiver geschützt werden.
Moore schützen und regenerieren
Moore speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen.Parish, F. et al. (2008). Assessment on Peatlands, Biodiversity and Climate Change: Main Report. Global Environment Centre, Kuala Lumpur and Wetlands International, Wageningen http://www.imcg.net/media/download_gallery/books/assessment_peatland.pdf (imcg.net)
Das macht sie zu einem enorm wichtigen Element bei der Bewältigung der Klimakrise. Moore werden schon lange von Menschen trockengelegt und zerstört. Ursprünglich waren 5 % der Fläche Deutschlands mit Mooren bedeckt, was der Fläche von
Sachsen entspricht. Heute beträgt die Fläche nur noch 0,1%, was der Größe von Bremen entspricht.Abel, S. et al. (2018). Moore - die unbekannten Klimaschützer https://greifswaldmoor.de/files/images/pdfs/KATAPULTokt-dez2018_Artikel Moore - die unbekannten Klimaschuetzer.pdf (greifswaldmoor.de) Bei der Trockenlegung
von Mooren entweichen enorme Mengen an CO2 und hinterher können diese Flächen nur noch wenig CO2 binden und speichern. Zum einen werden Moore trockengelegt, um die Böden landwirtschaftlich zu nutzen, zum anderen wird der Torf direkt
abgebaut, um ihn z. B. als Dünger für Gartenerde zu benutzen. Über ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft stammen von trockengelegten Feuchtgebieten.Greifswald Moor Centrum https://www.moorwissen.de/de/moore/moorschutz/klimaschutz_durch_moorschutz.php Moore müssen wieder zu echten Klimaschützern werden. Dafür wollen wir folgende Maßnahmen umsetzen:
- Sofortiger Stopp jeglichen Torfabbaus.
- Importverbot torfhaltiger Produkte.
- Förderung der Forschung und Suche nach Alternativen für Torf.
- Unterschutzstellung sämtlicher intakter Moorflächen.
- Großflächiges Wiedervernässungsprogramm.
Die Wiedervernässung von Mooren ist der einzige Weg, um weitere ungehinderte Treibhausgas-Emissionen zu verhindern. Intakte Moore können in Zukunft dann auch wieder Kohlenstoff speichern.
Flächenverbrauch/-versiegelung stoppen
Jeden Tag werden in Deutschland 52 ha Siedlungs- und Verkehrsfläche neu ausgewiesen.BMU https://www.bmu.de/themen/europa-internationales-nachhaltigkeit-digitalisierung/nachhaltige-entwicklung/strategie-und-umsetzung/reduzierung-des-flaechenverbrauchs Das ist eine Fläche so groß wie 72 Fußballfelder.
Dieser Verbrauch schreitet schleichend voran und wird daher von Bürgern und Entscheidungsträgern kaum wahrgenommen. Die verbrauchten Flächen stehen der Landwirtschaft und der Natur als Lebensraum nicht mehr zur Verfügung. Gerade für
intakte Ökosysteme hat eine Zerschneidung oft fatale Auswirkungen und schädigen diese maßgeblich. Von den Flächen, die für Siedlung und Verkehr verbraucht werden, sind ca. 45 % versiegelt, d.h. bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert
oder anderweitig befestigt.Umweltbundesamt https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oekosysteme/boden/bodenversiegelung Wichtige Bodenfunktionen, wie Wasserdurchlässigkeit, Gasaustausch mit der
Atmosphäre (gesunde Böden können sehr viel CO2 aufnehmen und speichern) und Bodenfruchtbarkeit, gehen damit verloren. Dieser Flächenverbrauch muss endlich wirksam gestoppt werden. Deshalb wollen wir folgende Maßnahmen umsetzen:
- Bis 2030 ist der Flächenverbrauch auf 0 ha zu reduzieren.
- Neubauten dürfen nur noch auf bereits bestehenden Siedlungs- und Verkehrsflächen entstehen.
- Bestehende Siedlungs- und Verkehrsflächen sollen effektiver genutzt werden.
- Eine nachhaltige Siedlungsentwicklung muss flächendeckend eingehalten werden (z. B. Prinzip „Innen vor Außen“).
- Nicht mehr benötigte Siedlungs- und Verkehrsflächen müssen entsiegelt/renaturiert werden.
-
Einführung einer Flächenverbrauchssteuer, die eine Weiterentwicklung der Grunderwerbssteuer darstellt. Damit werden Anreize geschaffen, weniger Fläche zu bebauen, und eher bestehende Baulücken in Siedlungen zu nutzen anstatt neue
Baugebiete in der Natur zu erschließen.Buchert et al. 2017. Deutschland 2049 – Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Rohstoffwirtschaft. Öko-Institut; https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Abschlussbericht_D2049.pdf
Artenvielfalt und natürliche Lebensräume erhalten
Wir befinden uns inmitten des sechsten Massenaussterbens. Das Ausmaß des Artenverlustes ist größer als zu der Zeit der Dinosaurier. Arten sterben 100- bis 1000-mal schneller aus als vor Beginn menschlicher Einflussnahme.Ceballos, G. et al. (2015). Accelerated modern human-induced species losses: Entering the sixth mass extinction. Science Advances 1/5: e1400253-e1400253 In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl der Arten, die vom
Aussterben bedroht sind, fast verdreifacht. Dabei ist die Artenvielfalt vor allem durch den Lebensraumverlust bedroht. Landwirtschaft, Entwaldung und Flächenverbrauch für Siedlung und Verkehr dezimieren natürliche Lebensräume.Hoffmann, M. et al. (2010). The impact of conservation on the status of the world’s vertebrates. Science 330/6010: 1503-1509 Wir müssen natürliche Lebensräume konsequent schützen, bewahren und wiederherstellen, um den
Verlust an Artenvielfalt zu stoppen. Wenn wir geeignete Bedingungen schaffen, kann sich die Artenvielfalt auch wieder erholen. Dafür müssen folgende Maßnahmen umgesetzt werden:
- Starke Einschränkung der Ausbringung von Insektiziden, Herbiziden und Fungiziden; deren prophylaktische Verwendung sollte ganz vermieden werden.
-
Gezielter Ausbau des Ausbildungs- und Beratungsangebots für LandwirtLandwirte und PflanzenschutzberaterPflanzenschutzberater für Alternativen zum Pestizideinsatz.Maas, B., Fabian, Y., Kross, S. M., & Richter, A. (2021). Divergent farmer and scientist perceptions of agricultural biodiversity, ecosystem services and decision-making. Biological Conservation, 256, 109065.
-
Bessere Kommunikation zwischen Wissenschaft (Agrarökologie) und LandwirtLandwirten, PflanzenschutzberaterPflanzenschutzberatern und EntscheidungsträgerEntscheidungsträgern, damit neue Erkenntnisse direkt in die Praxis übertragen werden.
-
Der Bund muss auf eine Änderung der EU-Agrarsubventionen hinarbeiten. Subventionen dürfen nur noch in Kombination mit Anlage und Erhalt von Biotopen, Hecken und Blühstreifen gewährt werden. Eine Mindestfläche an Biotopen ist festzusetzen
(10 %). Umweltschutzmaßnahmen sind finanziell so zu honorieren, dass ihre Umsetzung ein starker finanzieller Anreiz ist. Somit geschieht eine Umschichtung der Agrarförderung von Säule 1 auf Säule 2.Pe'er, G., Bonn, A., Bruelheide, H., Dieker, P., Eisenhauer, N., Feindt, P. H., ... & Lakner, S. (2020). Action needed for the EU Common Agricultural Policy to address sustainability challenges. People and Nature, 2(2), 305-316
-
Normaler Mehrwertsteuersatz auf tierische Lebensmittel von 19 % statt 7 %, womit die Subventionierung dieser Lebensmittel abgebaut wird.
Zerzawy, F., Beermann, A. C., Fiedler, S., & Runkel, M. (2021). Umweltschädliche Subventionen in Deutschland: Fokus Biodiversität. FÖS (Forum Ökosoziale Marktwirtschaft);
https://foes.de/publikationen/2021/2021-05-11_FOES-Subventionen_Biodiversitaet.pdf
- Langfristig müssen 40 % der Landesfläche unter Schutz gestellt werden.
- Bestehende intakte Lebensräume müssen konsequent unter Schutz gestellt werden.
- EU-Vorgaben (wie FFH-Richtlinie) müssen konsequenter umgesetzt werden.
- Bessere Kooperation im Naturschutz innerhalb der EU und auch global fördern.
- Sanktionierung anderer Staaten, die Naturschutz missachten.
- In bebauten Gebieten soll eine Mindestfläche an Grünflächen vorgegeben werden.
- Verpflichtende Fassaden- und Dachbegrünung sowie verpflichtende Solarzellen auf bestehenden und neugebauten Gebäuden.
-
Stopp der Förderung von Biogas- und Bioenergiepflanzen über das EEG, da deren Anbau die Biodiversität stark schädigt. Regenerative Stromerzeugung kann besser über Agrarphotovoltaik gefördert werden, die höhere Stromerträge liefert und die
Möglichkeit bietet, Biodiversität unter den Solarzellen zu fördern. Peschel, R., Peschel, T., Marchand, M., & Hauke, J. (2019). Solarparks-Gewinne für die Biodiversität. Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) eV (Hrsg.), Berlin
- Umgang mit invasiven Arten verbessern, durch Förderung der Forschung und Förderung von Maßnahmen gegen die Ausbreitung solcher Arten.
Wasser als eins der wichtigsten Güter schützen
Lediglich sieben Prozent unserer Flüsse sind in einem guten ökologischen Zustand. Somit wird das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie weit verfehlt. Die Grenzwerte für Nitrat im Grundwasser werden an ca. 16 Prozent der Messstellen
überschritten. Die noch immer zu hohe Nährstoffbelastung der Gewässer, vor allem durch die Landwirtschaft, ist der Hauptgrund für diese Belastung.Umweltbundesamt https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/umweltzustand-2020-umweltbundesamt-zieht-gemischte Sauberes Trinkwasser wird immer mehr zum Luxusgut und es wird nicht mehr lange dauern, bis
darum Kriege geführt werden. Um in Deutschland die Trinkwasserverfügbarkeit nachhaltig zu gewährleisten, müssen wir umdenken und folgendes umsetzen:
- Konsequenter Gewässer- und Grundwasserschutz durch schärfere Düngeregelungen und stark reduzierten Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung.
- Aufbereitung von Gülle in Kläranlagen für die Landwirtschaft, um belastenden Eintrag in das Grundwasser zu reduzieren.
-
Einleitung von Abwässern aus der Industrie strenger regeln, nicht einfach übers Klärwerk entsorgen, sondern Einhaltung von Grenzwerten (z. B. Chemikalien, Schwermetalle, pH-Wert) für die Einleitung fordern.
- Flussläufe renaturieren.
- Erarbeitung einer nationalen Wasserstrategie und Festlegung von Grundsätzen für eine Priorisierung von Wassernutzung (Wasserhierarchie), um auf einen Wassernotstand vorbereitet zu sein.
- Nachhaltiges Wassermanagement einführen.
- Förderung von Wasserspeichern.
- Wassernutzung für Kühlwasser bei der Kohlestromproduktion reduzieren.
- Streichung der Begünstigungen der Wasserentnahmeentgelte für den Rohstoffabbau .
- Grundwasserabsenkung beim Tagebau verbieten.
- Reduzierung des Wasserverbrauchs in Industrie und Bergbau fördern.
- Überprüfung aller Zulassungen für die Industrie zur Grundwasserentnahme, Kontrolle der Mengen, bei kritischem Grundwasserspiegel folgt der Entnahmestopp.
- Wasserpreise nach Nutzungsabsicht staffeln (geringste Kosten für Grundbedürfnisse).
Meeresschutz
Im Bereich Meeresschutz liegen viele Strategien und Richtlinien auf dem Tisch. Es fehlt jedoch an Personal und Interesse diese umzusetzen und zu kontrollieren.NABU https:\www.nabu.de\natur-und-landschaft\meere\lebensraum-meer\24850.html Dabei befinden sich Nord- und Ostsee in keinem guten Zustand. Die Belastungen der Lebensräume von Fischen, Vögeln und Säugetieren sind zu
hoch. Zu den größten Problemen zählen die Eutrophierung (zu hoher Nährstoffeintrag), Überfischung und Übermüllung (vor allem Plastikmüll). Auch die Ausbreitung nicht-heimischer Arten gefährden unsere heimischen Ökosysteme.Umweltbundesamt https:\www.umweltbundesamt.de\presse\pressemitteilungen\deutsche-nord-ostsee-sind-nicht-in-gutem-zustand Um unsere Meere konsequent zu schützen, muss der Meeresschutz einen höheren Stellenwert bekommen
und institutionell aufgewertet werden. Deshalb wollen wir folgende Maßnahmen umsetzten:
-
Schaffung einer gut ausgestatteten, dem Bundesumweltministerium nachgeordneten Meeresschutzbehörde mit einer eigenen grünen Küstenwache (ähnlich dem australischen „National Ocean Office“ oder der amerikanischen NOAA).
- Schaffung echter Meeresschutzgebiete und Kontrolle der Um- und Durchsetzung durch die neue Behörde, um die Industrialisierung der Nord- und Ostsee zu stoppen.
- Konventionelle Landwirtschaft muss einen Abstand von mindestens 1 km zum Küstenrand haben, um direkten Dünger- und Pestizideintrag zu minimieren.
- Fischbestände dürfen nur noch nachhaltig befischt werden, Bodenschleppnetze sollen verboten werden.
- Verbot jeglicher Bohrungen nach fossilen Brennstoffen.
- Verbot des Baus von Pipelines durch Nord- und Ostsee.
Tierschutz und Tierrechte stärken
Täglich werden viele Tiere auf Grund wirtschaftlicher Interessen gequält. Nicht nur in der Landwirtschaft, auch in Wirtschaft und Wissenschaft sind Tiere oftmals dem menschlichen Handeln hilflos ausgeliefert. In der Massentierhaltung in
Deutschland werden 763 Mio. Tiere gehalten (Stand 2019).Albert-Schweitzer Stiftung https:\albert-schweitzer-stiftung.de\massentierhaltung In unserer fortschrittlichen und aufgeklärten Gesellschaft sollte diese
Ausbeutung nicht vorkommen. Wir wollen, dass das endlich aufhört. Deshalb wollen wir folgende Maßnahmen umsetzen:
- Reduzierung der gehaltenen Tiere in der Landwirtschaft um mindestens 90 % (siehe Kapitel Landwirtschaft).
- Die Jagd soll ausschließlich den Jagdbehörden erlaubt sein und nur in ökologisch zwingend notwendigen Fällen durchgeführt werden. Freizeitjagd und Jagdtourismus wird verboten.
- Verbot des Sportangelns.
- Verbot des Imports von Pelzprodukten.
- Bessere finanzielle Ausstattung von Zoos und Tiergärten, damit Tiere artgerecht gehalten werden können und die Einrichtungen mehr Umweltbildung leisten können.
- Verbot der Tierhaltung im Zirkus.
Klimawandelfolgenanpassung
Risiken und Folgen der Erderwärmung in Deutschland sind schon lange bekannt und wurden jetzt in einer aktuellen Klimawirkungs- und Risikoanalyse für Deutschland umfassend dargestellt. Insgesamt 25 Bundesbehörden und -institutionen haben
wissenschaftlich fundierte Maßnahmenvorschläge erarbeitet. Die Vorschläge helfen Ländern, Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen Schäden zu minimieren und sich an unvermeidliche Klimafolgen anpassen zu können. Auch bessere Vorsorge für
Extremwettereignisse wird miteingeschlossen. Bisher hakt es jedoch in Deutschland an der Umsetzung, da geeignete rechtliche und finanziellen Rahmenbedingungen fehlen.Umweltbundesamt https:\www.umweltbundesamt.de\themen\klimaanpassung-jetzt-gesetzlich-verankern Was wir brauchen, ist ein Klimaanpassungsgesetz, welches Klimaanpassung flächendeckend und dauerhaft verankert. Mit dem
Gesetz könnten Maßnahmen im Bereich Hochwasser- und Katastrophenschutz, Wasserknappheit und Hitzeschutz vorangetrieben werden. Der Hochwasserschutz spielt eine maßgebliche Rolle und muss gestärkt werden. Dazu gehören:
- Entsiegelung von Flächen, Förderung von Bauweisen, die Versickerung von Regenwasser ermöglichen.
- Schaffung von Retentionsflächen.
- Mehr Frei- und Grünflächen in den Städten.
- Renaturierung von Fluss- und Bachläufen.
- Mehr Dachbegrünung, denn begrünte Dächer sorgen nicht nur für ein kühleres Lokalklima, sondern können auch Regenwasser aufnehmen.
Diese Maßnahmen helfen auch der Entstehung von Hitzeinseln entgegenzuwirken. Gerade in Städten heizen sich versiegelte Flächen im Sommer schnell auf und werden zur Hitzefalle. Auch Wasserknappheit wird in Zukunft häufiger ein Thema werden.
Um dem entgegenzuwirken müssen wir dafür sorgen, dass sich unsere Grundwasservorräte wieder erholen. Renaturierung ist hier die beste Alternative. Aber auch der Ausbau von Wasserreservoiren, gerade in Städten, sollte verfolgt werden. Der
Katastrophenschutz muss besser aufgestellt und ausgerüstet werden. Wir brauchen bessere Warnsysteme und mehr Personal, um im Ernstfall schnell helfen zu können.
Umweltrecht/-politik
Grundgesetz ändern
Der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen darf nicht länger nachrangig behandelt werden. Unsere Lebensgrundlagen sollten daher auch im Grundgesetz gestärkt werden. Wir schlagen eine Erweiterung des Artikels 2 (1) GG vor. Dieser
sollte lauten: „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt, die Lebensgrundlagen unserer Gesellschaft zerstört, schädigt oder ausbeutet und nicht gegen die
verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“ Außerdem sollten Klima-, Natur- und Umweltschutz als Daseinsvorsorge betrachtet werden und das Recht auf sauberes Wasser, saubere Luft und sauberen Boden als Grundrechte anerkannt
werden.
Naturschutzgesetz stärken
Die Naturschutzgesetzgebung ist in ihrer jetzigen Form zahnlos. Sie muss viel öfter den Straftatbestand erfüllen und Konsequenzen haben. Ausgleichsmaßnahmen verdienen oft den Namen nicht. Sie müssen in Zukunft im Voraus angelegt werden und
mindestens 10 Jahre lang gepflegt werden. Die langfristige Finanzierung für Betreuung und Pflege von Ausgleichsflächen über die 10 Jahre hinaus muss gesichert sein. Bei Missachtung und Verödung der Flächen müssen neue Flächen ausgewiesen
werden. Erst dann dürfen Ausgleichsmaßnahmen nach ihrer Kontrolle für Ökokonten freigegeben werden.
Bergbaurecht ändern
Bergbauunternehmen müssen direkt als Verursacher für entstandene Schäden (wie z. B. Bodenschäden) haftbar gemacht werden. Schäden dürfen nicht mehr auf die Allgemeinheit abgewälzt werden. Bislang wird Bergbau und Rohstoffabbau mehrfach
subventioniert, z. B. über eine Begünstigung bei Wasserentnahmeentgelten. Diese Subventionen sind zu streichen .
Immissionsschutzrecht ändern
Auslagefristen müssen verlängert werden und Bauprojekte müssen von Bürgerräten vor Ort genehmigt werden.
Jährlicher Statusbericht der Bundesregierung
Die Bundesregierung muss einen jährlichen Statusbericht zur Entwicklung der Biodiversität und der Ökosystemleistungen im Land veröffentlichen.
Umweltschädliche Subventionen abbauen
Umwelt- und klimaschädliche Subventionen, wie das Dieselprivileg, die Steuerfreiheit von Kerosin, das Dienstwagenprivileg und steuerliche Vergünstigungen für Agrardiesel sind abzuschaffen.Runkel M, Leisinger C, Fiedler S (2021) Klimaschädliche Subventionen abbauen, den Gordischen Knoten der Klimapolitik lösen. FÖS (Forum Ökosoziale Marktwirtschaft); https://foes.de/publikationen/2021/2021-07_FOES_PolicyBrief-Subventionsabbau.pdf